Lokalisierung von Webseiten
Trackback URL
Die Internationalisierung des Geschäftsmodells ist für viele mittelständische Unternehmen ein wichtiges Thema. Viele Unternehmen erzielen bereits einen beträchtlichen Teil der Umsätze im Ausland und auch kleinere Mittelständler wagen immer häufiger den Schritt in fremde Märkte.
Im Rahmen der zunehmenden Digitalisierung gewinnt auch die professionelle Lokalisierung der Webseite(n) beziehungsweise der gesamten Online-Strategie weiter an Bedeutung. Sprachliche, kulturelle und auch gesetzliche Unterschiede gilt es zu berücksichtigen. Das heißt, Lokalisierung geht deutlich über die reine Übersetzung der (sichtbaren) Webseiten-Inhalte hinaus. Insbesondere sind folgende Punkte von Bedeutung:
- Wahl einer geeigneten URL-Struktur
- Professionelle Übersetzung durch muttersprachiges Fachpersonal
- Beurteilung der lokalen Relevanz von Inhalten
- Kulturelle Besonderheiten und lokale Gesetze
- Sonderzeichen, Zeichensätze, Formatangaben, Schriftrichtungen
- Versteckte Inhalte wie Skripte, Attribute, Dateinamen und Meta-Daten
- Lokalisierung von Bildern, Buttons und Links
- Layout- und Designanpassungen
Neben der Kenntnis länderspezifischer Besonderheiten und einer professionellen Übersetzung ist auch das CMS als technologische Basis ein wichtiger Erfolgsfaktor für mehrsprachige Webautritte. Die entsprechenden Funktionen und Workflows entscheiden maßgeblich über den notwendigen Aufwand mit.
URL-Struktur festlegen
Wenn Sie eine mehrsprachige Website oder eine internationale Webseite aufsetzen, stellt sich auch die Frage nach einer geeigneten URL-Struktur. Grundsätzlich gibt es für die unterschiedlichen Sprachversionen beziehungsweise Zielmärkte verschiedene Möglichkeiten mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen. Die gängisten Methoden sind:
- Länderspezifische Top-Level-Domains, z.B. ihredomain.de und ihredomain.it
- Subdomains unter generischen Top-Level-Domains, z.B. de.ihredomain.org
- Unterverzeichnisse unter generischen Top-Level-Domains, z.B. ihredomain.org/de/
Jede Lösung weist spezifische Vor-und Nachteile auf. Beispielsweise könnte im Rahmen länderspezifischer Domains die Verfügbarkeit des entsprechenden Domainnamens ein Problem darstellen. Eine Übersicht über Vor- und Nachteile finden Sie auch direkt bei Google.
Relevante Inhalte professionell übersetzen lassen
Eine professionelle Übersetzung ist der wichtigste Erfolgsfaktor für eine erfolgreiche Webseiten-Lokalisierung. Hier finden Sie einen eigenen Beitrag zu diesem Thema.
Neben der professionellen Übersetzung durch einen muttersprachigen Spezialisten sollten Sie sich jedoch auch die Frage nach der lokalen Relevanz Ihrer Inhalte stellen. Macht zum Beispiel der prominente Verweis auf den Telefonsupport Sinn, wenn dieser aus dem Ausland nur zu hohen Kosten erreichbar ist oder nicht in der jeweiligen Landessprache angeboten werden kann?
Weitere beispielhafte Bereiche können der Referenzen-Bereich oder der Unternehmensblog sein. Ist der deutsche Mittelständler in Südamerika als Referenz geeignet oder gibt es passende lokale Referenzen? Sind nationale Zertifizierungen oder Auszeichnungen in anderen Erdteilen von Bedeutung? Und Interessiert die aufwändig erstellte Studie über den Inlandsmarkt den Leser in Fernost? Oft macht es Sinn, Inhalte speziell für das Zielland zu erstellen oder bei gewissen Inhalten auf eine Lokalisierung zu verzichten.
Länderspezifische Besonderheiten berücksichtigen
Neben der Sprache unterscheiden sich Länder und Regionen häufig durch zahlreiche weitere Besonderheiten, die bei der Lokalisierung von Webseiten berücksichtigt werden müssen.
Kulturelle Besonderheiten und Empfindungen
Unterschiedliche Länder weisen oft starke kulturelle und/oder auch religiöse Unterschiede auf, die bei der Lokalisierung von Webseiten beziehungsweise generell im Rahmen internationaler Marktbearbeitungsstrategien eine wichtige Rolle spielen können.
Während in europäischen Ländern beispielsweise die Farbe weiß mit Begriffen wie Unschuld, Reinheit, Freude und ähnlichem assoziiert wird, steht sie in vielen asiatischen Ländern für Trauer und Tod. Auch andere Farben haben in verschiedenen Ländern ganz unterschiedliche Bedeutungen.
Zudem können Rollenverständnisse sowie Einstellungen zu bestimmten Produktkategorien oder auch zu Sexualität von Kulturkreis zu Kulturkreis variieren und müssen vor allem auch in der Bildsprache berücksichtigt werden. Während in Europa die Abbildung leicht bekleideter Frauen oder nackter Füsse unproblematisch erscheint, kann dies in der arabischen Welt oder auch in Teilen Asiens verpöhnt oder gar verboten sein. Auch Werbung für oder mit alkolischen Getränken oder dem in Deutschland überall bekanntem Sparschwein kann in anderen Kulturkreisen zu Irritationen führen.
Entsprechende Überlegungen gilt es bei der Lokalisierung von Webseiten zu beachten. Farbklima und Bildsprache können also möglicherweise nicht für alle Länder eins-zu-eins adaptiert werden. Voraussetzung ist jedoch, sich vorab mit kulturellen Unterschieden und Besonderheiten auseinanderzusetzen.
Unterschiedliche Gesetze und medienrechtliche Besonderheiten in verschiedenen Ländern
Wenn Sie sich mit Ihrer Webseite an Zielpersonen in einem anderen Land wenden, sind oft abweichende, gesetzliche Bestimmungen zu berücksichtigen. Diese können ganz unterschiedliche Aspekte wie die Impressumspflicht, den Datenschutz oder aber im Falle eines angeschlossenen Shops zahlreiche weitere Punkte wie Preis- und Steuerinformationen, Widerrufsbelehrungen, Fristen und vieles mehr betreffen.
Entsprechende Texte können daher nicht einfach Wort für Wort übersetzt werden, sondern sollten von einem Fachmann mit juristischen Kenntnissen lokalisiert werden.
Sonderzeichen, Schriften und Formate
Viele Länder unterscheiden sich hinsichtlich der verwendeten Zeichensätze sowie der gängigen Datums-, Zeit- und Mengenangaben. Hinzu kommen unterschiedliche Währungen mit ihren entsprechenden Symbolen.
Dass Mengeneinheiten richtig übersetzt gehören sollte ohnehin klar sein. Zum Beispiel entspricht das englische „Billion“ der deutschen „Milliarde“ und nicht der deutschen Billion. Darüber hinaus müssen die Angaben jedoch auch mit dem richtigen Zeichensatz und in den richtigen Formaten ausgegeben werden. Dies gilt insbesondere für:
- Datumsformatierung
- Dezimaltrennzeischen (Punkt oder Komma)
- Schriftzeichen (z.B. arabisch, chinesich, bestimmte Buchstaben nordischer Sprachen)
Auch die Schriftrichtung kann variieren (right-to-left anstelle von left-to-right). Ein gutes Content Management System bietet entsprechende Einstellungsmöglichkeiten, um den lokalen Besonderheiten einfach und ohen großen Aufwand gerecht zu werden.
„Versteckten Content“ und SEO-Optimierung nicht vergessen
Neben den offensichtlichen Texten der Website gibt es zahlreiche Inhalte, die nicht auf den ersten Blick auffallen. Diese haben jedoch – oft insbesondere für die Suchmaschine – eine ebenso wichtige Bedeutung.
Für die SEO Onpage Optimierung spielen insbesondere eine SEO-freundliche URL sowie verschiedene HTML-Attribute sowie Meta-Daten eine wichtige Rolle. Da Informationen wie Title und Meta-Description zudem zur Bildung der Suchmaschinen-Snippets herangezogen werden (können) sind sie zudem auch für den Nutzer hoch relevant
Bei der Übersetzung von Webseiten sollten daher mindestens folgende Meta-Angaben und HTML-Attribute lokalisiert werden
- Website-Title
- Meta-Description
- URL-Pfade
- Ankertexte aller Links, natürlich auch im Rahmen der Navigation
- Alt-Attribute von Bildern
- Formulare
Auf Title und Meta-Description wurde oben bereits eingegangen. Aber auch Linktexte und Alt-Attribute sind sowohl für Suchmaschinen wie auch menschliche Nutzer von hoher Bedeutung. Beispielsweise wird der Alt-Text angezeigt, wenn ein Bild nicht geladen werden kann oder es dient sprachbasierten Browsern zur Ausgabe von Bildinhalten.
Layout, Grafiken und Buttons anpassen
Auch Texte auf Buttons, Schaltflächen, Grafiken und idealerweise sogar in Screenshots sollten nicht vergessen werden. Insbesondere bei Bereichen mit festen Höhen- und Breitenangaben kann dies dazu führen, dass die vorgesehenen Bereiche / Flächen nicht mehr für die lokalisierten Texte passen, denn die Länge von Wörtern und Sätzen kann in verschiedenen Sprachen sehr unterschiedlich ausfallen. Während englische Formulierungen und Ausdrücke häufig weniger Platz benötigen, kann dies in anderen Sprachen ganz anders ausfallen. Dies macht unter Umständen auch Größenanpassungen dieser Elemente notwendig.

Abbildung: Die Länge von Wörtern kann in verschiedenen Sprachen ganz unterschiedlich sein
Nicht selten sind Texte direkt in Bilder integriert. Möchte man ein durchgängig positives Nutzererlebnis erreichen, sind auch hier entsprechende Anpassungen nötig.
Anforderungen an ein Content Management System
Um den Aufwand für die Lokalisierung möglichst gering zu halten benötigen Sie ein CMS, dass Ihren Lokalisierungsworkflow bestmöglich unterstützt und auch Redakteuren in den Zielländern ein einfaches Arbeiten mit dem CMS erlaubt. Dies bedeutet insbesondere:
- Das CMS-Backend sollte in mehreren Sprachen zur Verfügung stehen
- Bei Bedarf sollten sich neue Sprachversionen für das CMS-Backend hinzufügen lassen
- Inhaltsobjekte müssen sich individuell und einfach lokalisieren lassen
- Lokalisierung muss für alle Inhalte inklusive Meta-Daten und URLs möglich sein
- Es müssen Fallback-Lösungen für nicht lokalisierte Objekte bestehen (z.B. ausblenden oder Fallbacksprache)
- Unterschiedliche Zeichensätze müssen korrekt gehandhabt werden
- Unterschiedliche Formatangaben (Zahlen, Datum) sollten automatisch berücksichtigt werden
- Das CMS sollte auch Right-to-Left (RTL) Sprachen unterstützen
- Es sollten Möglichkeiten zur automatischen Sprachauswahl (z.B. anhand des Standorts oder über Spracheinstellungen des Browsers) sowie zur manuellen Sprachauswahl bestehen
Generell empfiehlt es sich darauf zu achten, dass das Lizenzmodell des Herstellers die Lizenzkosten nicht von der Anzahl der Sprachversionen einer Website abhängig macht. Dies kann spätere Lizenz-Upgrades nötig machen und unvorhergesehene Kosten verursachen.
Lassen Sie uns wissen, was Sie denken...